Durch das Waldnaabtal
Wenn man sich im komfortablen Gasthaus »Zum Waldnaabtal« einquartiert, dann steht einem gelungenen Ausflug eigentlich nichts mehr entgegen.
Eine eindrucksvolle Wanderung im Waldnaabtal
Wandern ist eigentlich eine eher sportliche Betätigung. Aber wenn der Genuss dabei auch nicht zu kurz kommen soll, dann bietet sich an, die Wanderung durch das romantische Waldnaabtal mit einem geselligen Abend in einer Zoiglstube zu starten. Am besten in Neuhaus, einem Ortsteil von Windischeschenbach.
Wenn man sich im komfortablen Gasthaus »Zum Waldnaabtal« einquartiert, dann steht einem gelungenen Ausflug eigentlich nichts mehr entgegen.
Für den frühen Nachmittag haben wir zunächst eine Führung im Kommunbrauhaus in Windischeschenbach eingeplant.
Zoigl ist ein untergäriges Bier, das von Privatpersonen gemeinschaftlich gebraut wird. Die Maische für den Zoigl wird im Kommunbrauhaus gekocht und gehopft. Die gewonnene Würze nehmen die einzelnen Zoiglbrauer mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Da dabei jeder Zoiglbrauer nach seinem eigenen Rezept verfährt, sind Schwankungen im Geschmack des Zoigl von Ortschaft zu Ortschaft, aber auch von Wirt zu Wirt üblich und für das Zoiglbier geradezu typisch. Im Kommunbrauhaus brauen darf nur jemand, dessen Haus das Braurecht hat. Das im Kommunbrauhaus hergestellte Bier wird in einem bestimmten Turnus ausgeschenkt. Ist ein Brauberechtigter gerade so weit, zeigt er dies an, indem er eine Stange mit einem Zoiglstern an seinem Haus befestigt.
Bei der Führung erfährt man auch viel Unterhaltsames über das Zoiglbrauen. Einst war es in 75 Oberpfälzer Ortschaften Brauch, Zoigl zu brauen. Neben den fünf Orten (Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Windischeschenbach, Neuhaus) in denen heute noch Zoigl gebraut wird, existieren Gaststätten, die „Zoiglbier“ im Sortiment haben. Diese haben mit der ursprünglichen Zoigltradition nichts gemein, da sie ganzjährig geöffnet sind und der Zoiglausschank nur einen Teilbereich des eigentlichen Angebots umfasst.
Außerdem gehört das Brauen des Zoigl-Bieres zum immateriellen Kulturerbe Bayerns. 2018 wurde die Oberpfälzer Zoiglkultur als immaterielles Kulturerbe in Deutschland nach der UNESCO-Konvention anerkannt.
Dass man nach so einer Führung Durst hat, ist nur allzu verständlich. Der Schafferhof in Neuhaus ist eine der schönsten Gaststätten und Biergärten der Oberpfalz und »Kitty« der Wirt ein leidenschaftlicher Zoigl-Brauer. Von daher ist natürlich nicht immer geöffnet. Doch wie es der Zufall will, hängt gerade jetzt der Zoiglstern am Haus. Ein geselliger Abend mit bestem Zoigl und leckerem lokalem Essen ist dann eigentlich nicht mehr zu vermeiden.
Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen und genießen ein ausgiebiges Frühstück. Der Rucksack ist diesmal eine wenig schwerer, da wir in Falkenberg, dem Ziel unserer Wanderung, eine Übernachtung inklusive Führung auf Burg Falkenberg gebucht haben und daher mehr Gepäck als sonst üblich dabei haben.
Der Einstieg zum Wanderweg ins Waldnaabtal ist schnell gefunden und auf einem schmalen Pfad geht es hinunter zur träge dahinfließenden Waldnaab. Der Weg ist auch Teil des bekannten Goldsteigs und führt von Windischeschenbach nach Falkenberg.
Das einzigartige Naturschutzgebiet ist geprägt durch hoch aufragende Felsgebilde, wilden Granitblöcken im Fluss und eine außergewöhnliche Flora und Fauna. Lichtgrüne Farnwedel, bunte Blumen, helle Birken, dämmrige Fichten und Buchen und das dunkle Wasser unterbrochen vom silbrig schäumenden Rauschen zwischen mächtigen Felsblöcken geben dem Tal einen mystischen Charakter. Wir vergessen schnell den Alltag und genießen die Ruhe dieses wildromantischen Tals, um das sich viele Sagen und Mythen ranken.
Auf schmalen Pfaden, über Brücken und teils über Leitern geht es abwechslungreich den Flusslauf teils unter mächtigen Felsen entlang, bis man nach ungefähr neun Kilometern die »Blockhütte« erreicht.
Das Waldgasthaus liegt auf einer Lichtung direkt am Weg. Mit seinem wunderschönen Biergarten und den leckeren, einfachen Gerichten lädt es ein zur Rast und zum Verweilen. Und da wir ausreichend Zeit haben, genießen wir den Moment und den schönen Ort einfach ein wenig länger als geplant.
Ausgeruht und gestärkt erreichen wir kurz hinter der Blockhütte das bekannte sogenannte »Butterfass«. Mächtige rundliche Granitblöcke versperren hier den Flusslauf und das Wasser tost und braust in wilden Stromschnellen um die Blöcke, über die man bei niedrigem Wasserstand mit etwas Geschick das andere Ufer erreichen kann.
Wenig später gelangt der Wanderer zum »Sauerbrunnen«, einer weiteren eindrucksvollen Felsformation, um die sich wie auch beim »Butterfass« eine mythische Geschichte rankt.
Von hier ist es dann auch nicht mehr weit nach Falkenberg. Das enge Tal weitet sich und macht ausgedehnten Wiesen platz. Weiden säumen hier das Ufer der Waldnaab und nicht allzu fern thront die Burg Falkenberg auf einem mächtigen Felsen über dem gleichnamigen Ort.
Seit einigen Jahren beherbergt die Feste ein kleines Hotel, das den romantischen Charme bietet, in einer alten Burg zu übernachten. Wir betreten die Burg über einen schwindelerregenden Treppenschacht, der durch den Felsen hinauf zur Burg führt.
Die Zimmer und das Hotel sind erstaunlich modern und komfortabel eingerichtet. Schnell haben wir unsere Sachen verstaut und uns frisch gemacht.
In Falkenberg ist ebenfalls die Zoiglkultur lebendig und das Ortsbild ist historisch geprägt. Schließlich entscheiden wir uns im Gasthaus »Zum Goldenen Stern« zu Abend zu essen. Die frisch zubereiteten Speisen von regionalen Produzenten werden in einer gemütlichen Gaststube serviert und sind saisonal verschieden.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen treffen wir uns mit Herbert Bauer zur Burgführung. Seit 2009 befindet sich die Burg im Besitz des Marktes Falkenberg. Der ehemalige Bürgermeister und Vorsitzende des Vereins »Freunde der Burg« ist mit verantwortlich dafür gewesen, dass die Burg in den Besitz der Kommune gelangte und zum Hotel ausgebaut worden ist.
Die Geschichte der Burg ist über tausend Jahre alt und beherbergt neben dem Hotel auch ein Museum zur Burggeschichte. Viele Jahrhunderte blieb die Befestigung uneingenommen. Doch seit der Mitte des 17. Jahrhunderts verfiel das Bauwerk zunehmend zur Ruine.
Ein preußischer Adeliger – der Diplomat Friedrich Werner Graf von der Schulenburg – erweckte die Burg Falkenberg in den 1930er-Jahren wieder zum Leben. Er wollte seinen Lebensabend hier verbringen. Es sollte nicht sein: Als Mitverschwörer des 20. Juli 1944 wurde er von den Nazis ermordet.
Wenn man als Besucher die Burg über die alte Brücke oder den neu angelegten Treppenschacht betritt, erwartet einen ein kurzweiliger Rundgang. Man lernt das bewegte Leben des Grafen von der Schulenburg kennen, der als deutscher Botschafter in Russland um den Frieden kämpfte. Auf dem Weg durch vier Geschosse wird darüber hinaus die alte Burggeschichte veranschaulicht.
Der Schwerpunkt des Museums liegt allerdings bei Graf Schulenburg. Ein fünfzehnminütiger Film führt an sein abenteuerliches Leben heran. Ein dem Botschafter gewidmeter Ausstellungssaal bietet vielfältige Zugänge zur Person Schulenburg und zur Zeitgeschichte des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“.
Am Ende fühlen wir uns ganz schön beeindruckt wegen der vielen unerwarteten Eindrücke und so ganz und gar unterschiedlichen Erlebnissen, die man bei dieser kurzen Wanderung bekommen kann.