Hier bewegt sich was

Auf dem Bockl

Es ist viel schöner, den Radweg langsam und in vollen Zügen zu genießen und die Schönheiten entlang des Weges in Ruhe zu erleben. Eine gute Möglichkeit dies zu tun wäre, den Weg in zwei Tagen zu bewältigen, mit einer Übernachtung auf halber Strecke in Vohenstrauß. So kann man die gesamten 52 Kilometer der ehemaligen Bahntrasse etappenweise erkunden und die Erfahrung vollständig auskosten.

Der Start ist in Neustadt an der Waldnaab, der sich bequem mit der Bahn erreichen lässt.

Auch wenn der Bahnhaltepunkt direkt am Startpunkt des Bahntrassenradweges ist, empfiehlt es sich, unbedingt einen Abstecher in die Altstadt von Neustadt an der Waldnaab zu machen. Vom Bahnhaltepunkt aus ist es nur eine kurze Fahrt mit dem Rad zum historischen Stadtplatz, der am oberen Ende von einem beeindruckenden Schloss begrenzt wird.

Im Schloss befindet sich heute das Landratsamt, aber der kleine, romantische barocke Schlossgarten ist für Besucher zugänglich. Da der Tag so schön ist und wir viel Zeit haben, entscheiden wir, uns in die warme Morgensonne zu setzen und das historische Ambiente zu genießen.

Zurück am Startpunkt des Bockls informieren wir uns kurz über die genaue Route und sind wenig später schon unterwegs Richtung Vohenstrauß. Der in vielen Abschnitten asphaltierte Radweg führt sanft bergauf. An imposanten Granitfelsen vorbei, geht es in Richtung Störnstein.

In Störnstein lockt uns ein Schild mit der Aufschrift "Zoiglstube geöffnet" und wir entscheiden uns für einen Abstecher in den Ort. Es ist beinahe Mittag und eine kleine Stärkung wäre genau das Richtige.

Der weitere Weg führt abwechselnd durch Felder und Wälder, ist nie steil und läuft oft unter schattigen Bäumen hindurch, was besonders an warmen Tagen für eine angenehme Abkühlung sorgt.

Kurz vor Floß öffnet sich die Landschaft zu einer toskanisch anmutenden Weite. Der Blick reicht bis zur Burgruine Flossenbürg und den bewaldeten Höhenzügen des Oberpfälzer Waldes in der Grenzregion zu Tschechien.

An der Einfahrt jedes Ortes befindet sich eine ausführliche Informationstafel, die Auskunft über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten des Ortes gibt. In Floß entscheiden wir uns, den Kreislehrgarten, der direkt am Bockl liegt, zu besuchen.

Die gepflegte Anlage beeindruckt mit einer Streuobstwiese, unzähligen Blumen, einer Kräuterspirale und einem großen Gemüsebeet. Wir schlendern durch den Garten und bestaunen die vielen Pflanzen. Anschließend gönnen wir uns noch eine Erfrischung im angrenzenden Familiengasthof, wo man auch sein E-Bike aufladen kann.

Hinter Floß schlängelt sich der Bockl durch eine weite, sanfte Landschaft. Wir passieren mehrere abgeschiedene kleine Orte wie Haupertsreuth, Albertsrieth oder Waldau und kommen unserem heutigen Etappenziel, Vohenstrauß, langsam näher. Genussvoll gleiten wir ganz ohne Eile durch das sonnenbeschienene, goldene Land, den warmen Fahrtwind im Gesicht.

In Vohenstrauß angekommen, führt uns der Weg zuerst zum Schloss Friedrichsburg. Das Renaissance-Schloss, das vom Pfalzgrafen Friedrich 1593 errichtet wurde, war ursprünglich eine Residenz der Wittelsbacher und wird heute für Ausstellungen und Musikveranstaltungen genutzt.

Nach einem entspannten Abend, einer erholsamen Nacht und einem leckeren Frühstück geht es am nächsten Morgen weiter Richtung Pleystein, dem nächsten Etappenziel. Der Bockl steigt zunächst etwas an und erreicht kurz hinter Vohenstrauß, am sogenannten Galgenberg, seinen höchsten Punkt.

Anschließend geht es bergab durch den typischen Oberpfälzer Wald und man erreicht bald darauf Pleystein mit der auf einem mächtigen 38 Meter hohen Rosenquarz thronenden, barocken Kreuzbergkirche und dem Salesianerkloster.

Wir lassen uns Zeit mit der Besichtigung, genießen die Aussicht und sind von der Schönheit der gesamten Anlage beeindruckt. Es ist sehr entspannend, sich die Zeit zu nehmen, um die Schönheiten entlang des Weges zu genießen und die Erfahrung vollständig auszukosten.

Am Fuße des Felsens befindet sich eine parkähnliche Grünanlage, in der man den Rosenquarzfelsen aus der Nähe betrachten kann. In der Steinheilkunde gilt der Rosenquarz als besonders wichtig. Er soll unter anderem die Sensibilität, Selbstakzeptanz, Romantik und Liebeskraft fördern. Einige Menschen glauben, dass das Halten oder Tragen von Edelsteinen, wie Rosenquarz, positive Auswirkungen auf die mentale und emotionale Gesundheit haben kann.

Der weitere Weg nach Waidhaus verläuft fast eben und teilweise geradeaus. In Waidhaus gibt es neben zahlreichen Gaststätten für ein leckeres Mittagessen einen alten Eisenbahnwaggon am ehemaligen Bahnhof, in dem Informationen zur Geschichte und zum Bau der Bocklbahn untergebracht sind.

An heißen Tagen kann man sich im wunderbaren Naturbad Bäckeröd erfrischen, vorausgesetzt man hat daran gedacht, die Badebekleidung mitzunehmen.

Wir radeln weiter Richtung Eslarn, dem Endpunkt des Bockls. Wieder ist es meist flach und auf den befestigten Wegen fährt es sich leichter als gedacht. Landschaftlich gleiten Wälder und Wiesen an uns vorüber und wir genießen die letzten Kilometer unserer Radltour.

Denn Eslarn ist einer der Orte, an dem die Kultur des Zoiglbrauens besonders lebendig ist.

Wie in Windischeschenbach oder Neuhaus wird auch hier Zoigl von Privatpersonen gemeinschaftlich gebraut. Die Maische für den Zoigl wird im Kommunbrauhaus gekocht und gehopft. Die gewonnene Würze nehmen die einzelnen Zoiglbrauer mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Da dabei jeder Zoiglbrauer nach seinem eigenen Rezept verfährt, sind Schwankungen im Geschmack des Zoigls von Wirt zu Wirt üblich und für das Zoiglbier geradezu typisch. Im Kommunbrauhaus brauen darf der, dessen Haus das Braurecht hat. Das im Kommunbrauhaus hergestellte Bier wird in einem bestimmten Turnus ausgeschenkt. Ist ein Brauberechtigter gerade so weit, zeigt er dies an, indem er eine Stange mit einem Zoiglstern an seinem Haus befestigt.

P.S. Zoigl kann man in den verschiedensten Gaststätten beziehungsweise Zoiglstuben entlang des Bockls genießen. Allerdings gilt auch hier die Devise: Don’t drink an ride!

Ach ja! Von Mai bis Oktober fährt an Wochenenden und Feiertagen – während der bayerischen Pfingst- und Sommerferien sogar täglich – der Bockl-Shuttlebus mit Radanhänger. So kann jede Tour entspannt an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Eine vorherige Reservierung wird empfohlen.