Mit einer großen Einweihungsfeier mit zweitägigem Rahmenprogramm hat der Markt Wernberg-Köblitz am 10. Juni 2010 seinen neuen Marktplatz feierlich eingeweiht. Dabei handelt es sich nicht um einen „gewöhnlichen“ Marktplatz, sondern um ein komplett neu geschaffenes Ortszentrum, das mit viel Kunst und Geschichte versehen wurde und so zu einem Treffpunkt für Jung und Alt werden soll.
Ursprünglich kein Marktplatz
Der Marktplatz von Wernberg, nördlich der Kirche bis zur alten Post, war zunehmend den Bedürfnissen des Verkehrs zum Opfer gefallen. Immer breitere Straßen verdrängten die verbliebenen Marktflächen. Dort, wo jetzt der neue Marktplatz entstanden ist, befanden sich früher in Privatbesitz befindliche Gebäude. Neben diesen Gebäuden verlief ein offener Bachlauf (Schilternbach) quer über den heutigen Marktplatz. Früher befand sich am heutigen Marktplatz der Kreuzungspunkt der vielbefahrenen Bundesstraßen B 14 und B 15.
Durchgangsverkehr verhinderte frühere Umsetzung
Schon in der städtebaulichen Voruntersuchung zur Ortskernsanierung im Rahmen der Städtebauförderung Anfang der 90er Jahre waren sich Planer, Bürgerinnen und Bürger und die politisch Verantwortlichen des Marktes darin einig, dass die Steigerung der Attraktivität des Marktplatzes die zentrale Aufgabe der Ortskernsanierung werden solle. Solange die heutige Autobahn BAB A 6 (Nürnberg – Prag) nicht fertiggestellt war und damit der ganze Verkehr auf der früheren B 14 durch den Ortskern lief, der durch die Grenzöffnung im Jahre 1989 dramatisch zunahm, war an ortsgestaltende bzw. aufwertende Maßnahmen nicht zu denken.
Im Jahre 2003 bot sich dann endlich die Möglichkeit, das bis dahin in der Platzmitte stehende Gebäude der Genossenschaftsbank mit einem Ringtausch zu erwerben und anschließend abzubrechen. Hinzu kam, dass im Jahre 2005 das fertiggestellte Teilstück der BAB A 6 vom Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald bis Vohenstrauß für den Verkehr freigegeben wurde. Damit war der Weg frei, endlich den neuen Marktplatz anzugehen.
Umfangreiche Voruntersuchungen mit allen Beteiligten
Im Vorfeld wurden von dem mit der Planung und Bauleitung beauftragten Architekturbüro SHL-Architekten aus Weiden i.d.Opf. insgesamt 4 Vorkonzepte aufgezeigt, die sich alle mit dem durchlaufenden Schilternbach bzw. dessen Einbindung beschäftigten. Letztlich wurde von den SHL-Architekten unter Einbeziehung der Fachstellen, Bürgerinnen und Bürger und der sonstigen Beteiligten ein Entwurf erarbeitet, der folgenden Inhalt hatte:
Kunst & Geschichte am Marktplatz
Diese Variante eines multifunktionalen Marktplatzes mit der Einhausung des Schilternbaches fand schließlich auch breite Zustimmung. Trotz oder gerade wegen dieser zusätzlichen Einhausung wollte man den Bach am Marktplatz aber nicht ganz „verschwinden“ und damit vergessen lassen. In einer Vielzahl von Gesprächen zwischen dem Marktgemeinderat, dem hierzu gegründeten Bürgerarbeitskreis und den SHL-Architekten wurde schließlich der Gedanke geboren, den Wasserlauf mit verschiedenen ortsprägenden, geschichtlichen Elementen zu besetzen und diese künstlerisch zu gestalten. Was bot sich dazu besser an, als die geschichtliche Entwicklung des Marktes anhand von insgesamt vier Stationen (oder besser gesagt vier Wasserbecken), die in den Wasserlauf integriert sind, darzustellen und für die Bürgerinnen und Bürger und die Gäste und Besucher dadurch lebendig und erlebbar zu machen.
Folgende „Kunstobjekte“ sind in den Wasserlauf integriert:
Den Auftakt der Zeitreise bildet ein gotischer Halbbogen mit vorgelagerter Zubrücke. Das Kunstwerk aus gebeiztem Edelstahl symbolisiert mit seinem 4,60 Meter hohen gotischen Bogen mit der 8 m langen vorgelagerten Holzbohlenbrücke die mittelalterliche Zeitepoche, in der das Geschlecht der Nothaffte auf der Burg residierte (von 1280 – 1509). Es dient gleichzeitig als „Eintrittstor“ in die geschichtliche Zeitreise des Ortes, denn in diese Zeit fällt auch die erste urkundliche Erwähnung der Burg (1280). Der Spitzbogen findet sich auch heute noch auf der Burg Wernberg im Torhaus bzw. den Eingangstüren zum Burghof wieder. Der gotische Bogen ist fragmentiert, um darzustellen, dass es sich hierbei um ein heute noch sichtbares Teil der Wernberg-Köblitzer Geschichte handelt und andererseits aufzuzeigen, dass der „Zahn der Zeit“ auch schon daran genagt hat. Die Spitze des hohen Halbbogens dient als Quelle des insgesamt 60 Meter langen, dort beginnenden Wasserlaufes. Im hohen Bogenteil ist das Wappen der Wernberger Linie der Notthafft zu erkennen.
Das ebenso wie der Nothafft-Halbbogen durch den Künstler Engelbert Süss entworfene und gebaute Kunstobjekt besteht aus einem bearbeiteten, ca. 6 Tonnen schweren monolithischen Granitblock, auf dem ein drehbares Speichenrad aus Edelstahl gelagert ist. Das Speichenrad symbolisiert das Zahnrad, welches als drittes heraldisches Element im Wappen von Wernberg-Köblitz verwendet ist. Nach der Wappenbeschreibung befindet es sich „unterhalb“ dem Zinnenturm für die Burg Wernberg und dem Turm der St.-Emmeram-Kirche.
In diesem Kunstobjekt entstehen durch Aneinanderreihen von 15 und 19 mm dicken Floatglasscheiben mit verschiedenen Höhen und Breiten über dem Wasserlauf zwei massive Glasskulpturen, die unterleuchtet wurden, so dass durch die vielen Kanten und der Eigenschaft der Lichtbrechung und Lichtleitung im Glas bei Dunkelheit zwei grünlich schimmernde Glaskörper entstehen. Durch zwei vorgelagerte – ebenfalls unterleuchtete - Bodenintarsien werden die Glaskörper in der Marktplatzfläche fortgeführt. Zwischen und seitlich neben den Glaskörpern bildet eine in der Beckenachse angeordnete Vielzahl von kleinen Fontänendüsen eine Wasserlinie, die den massigen Glasskulpturen Dynamik und Vitalität verleihen. Dieses Kunstwerk erinnert an die seit den 30er Jahren aufstrebende Glasindustrie in Wernberg-Köblitz.
Die Firma Conrad Electronic SE stiftete das von dem Schwäbisch Gmünder Künstler Walter Giers entworfene Kunstobjekt am Ende der geschichtlichen Zeitreise, das mit Licht und Klang das Elektronikzeitalter beschreiben soll. Im 6m langen, parallelen Zulaufbecken sind an der platzseitigen Beckenwand 16 dimmbare LED Leuchten angebracht, die eine Lichtwelle im Wasserlauf erzeugen. Das Zulaufbecken mündet in ein 3,50 m kreisrundes Becken, in der eine Mittelfontaine und sechs kleinere äußere Fontainen angeordnet sind. Die Mittel- und Außenfontainen pulsieren in der Höhe unterschiedlich und werden abwechselnd rot-weiß-rot, die Mittelfontaine mit einem Wechsellicht rot-weiß-blau beleuchtet. Die Lichtfarben entsprechen den Landesfarben der Partnergemeinden Wernberg in Kärnten (Österreich) und Bor in Tschechien.
Die Kunstobjekte sind in der chronologischen Reihenfolge platziert, so dass der Wasserlauf als Zeitreise durch die geschichtliche Entwicklung des Marktes gesehen werden kann. Seither führt dieser Wasserlauf die Kurzbezeichnung „Zeitreise“.
An der südlichen Kante der Bacheinhausung wurde auf einer Länge von 27 m in einem Geschichtsband aus Messing an der Platzoberfläche weitere bedeutende geschichtlichen Ereignisse des Marktes Wernberg-Köblitz anschaulich nachgezeichnet. Ein Meter dieses Bandes entspricht rund 30 Jahre. Diese „maßstabsgetreue“ Nachbildung soll es vor allem den jungen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bzw. Gästen und Besuchern erleichtern, die Zeitgeschichte näher einzuordnen.
Quelle: destination.one, zuletzt geändert am 14.05.2024
Montag | jederzeit frei zugänglich |
Dienstag | jederzeit frei zugänglich |
Mittwoch | jederzeit frei zugänglich |
Donnerstag | jederzeit frei zugänglich |
Freitag | jederzeit frei zugänglich |
Samstag | jederzeit frei zugänglich |
Sonntag | jederzeit frei zugänglich |
Weitere Informationen Jeden Donnerstag von 8:00 - 12:00 Uhr findet der Wochenmarkt am Marktplatz statt. |
Kostenlos
Eignung