Herzstück der Abtei Waldsassen bildet der von 1689 - 1726 entstandenen weltberühmte Bibliotheksaal im Übergangsstil von Hochbarock zu Rokoko. Lebensgroße, von Karl Stilp kunstvoll geschnitzte Figuren tragen die Galerie, die den Saal umläuft. Sie stellen allegorisch die Formen des menschlichen Hochmutes dar. Ergänzt durch die Stuckarbeiten von Jakob Appiani und die Deckengemälde von Karl Hofreiter aus Bayreuth, avancierte die Stiftsbibliothek zum künstlerischen Kleinod des Stiftlands. Der ursprüngliche Bücherbestand von 19.000 Büchern, der im Zuge der Säkularisation fortgeschafft wurde, konnte 1965 durch eine staatliche Leihgabe von ca. 2000 Büchern ersetzt werden.
Der Bibliotheksaal, der die beiden Obergeschosse des Westflügels einnimmt, gehört zu den prachtvollsten und ungewöhnlichsten seiner Art. Der Raum, von der Querseiten her zugänglich, wird von einer Flachtonne mit Stichkappen überspannt. Auf einer Seite befinden sich sechs Wandnischen, auf der anderen sechs tiefe Fensternischen.
Ihre Rundbogenfenster reichen bis in das darunter liegende Refektorium. Die Ausstattung entstand 1724/25 unter Abt Eugen Schmid. Der für Gäste gedachte Eingang erfolgte über den Vorraum auf der Nordseite. Eine hölzerne Treppe führt zum Portal mit Sprenggiebel und Abtswappen. Vor den Säulen stehen die personifizierte Treue und die jungfräuliche Göttin Pallas Athene als Vertreter von Glaube und Wissenschaft. Karl Hofreiter schuf die vier Gemälde in der Mitte der Saaldecke mit Episoden aus dem Leben des Ordensheiligen Bernhard von Clairvaux. Zunächst die mystische Umarmung des Heiligen durch Jesus vom Kreuz herab, dann die Lactatio, die Milchspende der Muttergottes an den Heiligen, dann das sog. Konzil von Reims 1148 und schließlich der in einer Bibliothek sitzende Bernhard, dem das Christusmonogramm erscheint. Lateinische Sprüche in aufgeschlagenen Büchern eröffnen die verschiedenen szenischen Leitmotive. Zwischen den Stichkappen in Medaillons die Brustbildnisse der vier griechischen und lateinischen Kirchenväter, dazwischen die hll. Bernhard und Thomas von Aquin. Die Gemälderahmen bilden Stukkaturen aus zartem fabrigem Laub- und Bandelwerk, belebt von vielen Grotesken. Diese schufen Jakob Appiani, sein Gehilfe Francesco Chiusa und Paolo Marazzi 1725. Raumbestimmend sind die vor- und zurückspringenden zweigeschossigen Regalwände, die nahezu alle Wandflächen füllen. Geschaffen haben sie der in Eger ansässige, in Waldsassen geborene Bildhauer Karl Stilp und der Waldsassener Schreiner Andreas Witt. Die Brüstungen der Galerie werden abwechselnd von Balusterreihen und geschnitzten Laub- und Groteskenschnitzereien geschmückt, getragen von den hölzernen Atlanten. Die Regalwände werden von den Büsten antiker Philosophen und Politiker bekrönt. Die Vorlagen bildeten Kupferstiche des Siegener "Flamen" Peter Paul Rubens. Meisterstücke sind die paarweise angeordneten hölzernen Atlanten. Ihre Bedeutung warf lange Zeit Schwierigkeiten auf. Es handelt sich um personifizierte menschliche Eitelkeiten und Schwächen. Sie sollen dazu auffordern, dem demütigen Beispiel des hl. Bernhard nachzueifern. Nach der Säkularisation 1803 wurden die ursprünglich 24.000 Bücher in die Bibliothek nach Amberg gebracht oder verkauft. Heute stehen wieder 2000 Bände in den Regalen.
Quelle: destination.one, zuletzt geändert am 12.11.2024
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Eintritt und Führung: Einzelpersonen 3,50 €, Gruppe ab 20 Personen 2,50 €, Schüler bis 16 Jahre 1,50 €, Studenten 2,50 €, Familienkarte 7,50 €.
Klosterkarte für Stiftsbibliothek, Naturerlebnisgarten: 6,00 Euro.
Studenten und Gruppen ab 20 Personen
Eignung
Sonstige Ausstattung/Einrichtung
Anmeldung im Klosterladen.