Lena Bächer wirft das Netz über einem Ihrer Familienteiche aus
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

Teichwirtschaft

Die Teichwirtschaft im Oberpfälzer Wald blickt nachweislich auf eine etwa tausendjährige Geschichte zurück. Die Tirschenreuther Teichpfanne ist dabei eines der ältesten Fischzuchtgebiete Europas. Noch heute ist die Tradition lebendig - tausende Teiche werden von den Teichwirten und Teichwirtinnen bewirtschaftet. Dabei erzeugen sie nicht nur hochwertigen regionalen Fisch, sondern erhalten gleichzeitig auch einen wertvollen Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten.

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Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

Geschichte der Teichwirtschaft

Die Geschichte der Teichwirtschaft in der Region lässt sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Ab dem 12. Jahrhundert förderten die Waldsassener Zisterzienser die Fischzucht. Man begann im sumpfigen Gebiet der heutigen Tirschenreuther Teichpfanne mit dem Anlegen der ersten Teiche. Viele der kleineren Teiche wurden allerdings nicht durch das Kloster gebaut, sondern von Bauern und Bürgern. Bei den größeren Teichanlagen hingegen waren vor allem Adelige bzw. das Kloster Waldsassen Auftraggeber und Besitzer. Später kauften die Zisterzienser immer mehr Teiche zu, sodass sie bis zu 160 Teiche in der Region besaßen, auch die beiden riesigen Tirschenreuther Stadtteiche, die den Fischhof damals umgaben. 

Mit der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor der Wirtschaftszweig allerdings an Bedeutung und die Fläche und Anzahl an Teichen ging zurück. Der Staat förderte verstärkt die Landwirtschaft und die Viehzucht und viele der Teiche wurden in den Forst eingegliedert. Heute gibt es aber immer noch rund 4.700 Teiche im Landkreis Tirschenreuth. 

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Geld regiert die Welt

Interessant war die Teichwirtschaft damals besonders, weil Fische gutes Geld einbrachten. Das geht aus historischen Zollregistern hervor. Zum Vergleich: ein Karpfen aus den Teichen des Klosters musste genauso hoch verzollt werden wie ein ganzer Ochse! 

Luftaufnahme des Fischhofparks Tirschenreuth mit Blick auf die Altstadt
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

Wie funktioniert ein Teich?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Teiche an sich keine unberührte Natur sind. Diese stehenden Gewässer wurden von Menschenhand angelegt, um Fischzucht zu betreiben. Die meisten der Teiche haben keinen Bach als Zulauf, sondern werden allein durch Schmelz- und Regenwasser befüllt - das erklärt auch, warum sie oft hintereinander angereiht liegen, in sogenannten Teichketten. Über den sogenannten "Mönch" - ein senkrechter Ablauf - können die Teiche dabei gezielt befüllt und entleert werden. 

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Gut zu wissen

Karpfenteiche sind im Durchschnitt nur einen Meter tief. 

Als stehendes Gewässer sind Teiche ein kleines Wunderwerk an Nahrungsketten und Stoffkreisläufen. Algen und höhere Wasserpflanzen erzeugen den Sauerstoff, den Fische und andere Tiere zum Leben brauchen. Abgestorbene Pflanzen und Lebewesen werden im Teich auf natürlichem Wege zersetzt und wiederverwertet. So werden sie zur Grundlage neuen Lebens und Nahrung des Karpfens, der bei seiner Futtersuche auf dem Teichgrund Sauerstoff in den durchwühlten Boden einbringt und so für ein intaktes Ökosystem sorgt. 

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Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

Teiche brauchen die Bewirtschaftung - und den Karpfen. Ohne entsprechende Pflege verlanden sie innerhalb weniger Jahre und ein wertvoller Lebensraum wäre verloren.

Pflanzenwelt im Land der tausend Teiche
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

Gefährdung der Teichwirtschaft

Karpfenteichwirtschaft findet im völligen Einklang mit der Natur statt - sie ist für den Artenreichtum und die Ökologie höchst wertvoll. Zum Leidwesen der Teichwirte fühlen sich aber auch einige geschützte Arten im und am Teich wohl, die verheerende Schäden an den Teichen oder am Fischbestand anrichten - z.B. Biber, Fischotter oder Kormoran. Aufgrund der hohen finanziellen Verluste und der ständigen Frustration geben immer mehr Teichwirte die Bewirtschaftung auf - die faszinierende Wasserlandschaft und der facettenreiche Lebensraum ist damit akut in Gefahr. Deswegen ist es wichtig, in dieser uralten Kulturlandschaft Naturschutz und Teichwirtschaft immer zusammen zu denken und keine einseitigen Maßnahmen zu ergreifen. Denn ohne Teich(wirt)e wäre auch der Naturraum für immer verloren.

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Lena Bächer, Teichwirtin
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

Wir sind immaterielles Kulturerbe!

Seit über tausend Jahren werden in Bayern Teiche bewirtschaftet. Trotz der zunehmend erschwerten Bedingungen gibt es neben den Landkreisen Tirschenreuth und Schwandort auch in Franken im Aischgrund und rund um Ansbach markante Teichlandschaften. 

Tradition und Brauchtum sowie Naturerlebnis und Genuss rund um Teiche beleben das Landschafts- und Kulturbild Bayerns. Aus diesem Grund wurde die "Traditionelle Karpfenteichwirtschaft in Bayern" 2021 von der UNESCO-Kommission als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

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Teichlandschaft in der Waldnaabaue
Oberpfälzer Wald / Thomas Kujat

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